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Tagebuch: Welcome to Görlitz

14.08.2009 10:14, Ulrike Linzer
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Foto: Michael Bennett

Auch in Görlitz wurden wir von Kollegen von der Lokalpresse angekündigt, so dass gleich am ersten Vormittag eifrige Neu-Görlitzer mit Jutetaschen voller Info-Material zu uns auf den Postplatz gekommen sind und ihre Geschichten erzählen. Viele handeln von Flucht und Vertreibung, fetten Jahren im Wirtschaftswunderland der BRD und der Rückkehr als Rentner „back zu den roots“, wie es Herr Otto sagt.

Herr Otto wurde vor 68 Jahren in einem Ort 30 Kilometer östlich von Görlitz geboren, im heutigen Luban, und erfüllt sich heute einen Traum, unter anderem in dem er Kutschfahrten durch die niederschlesische Landschaft unternimmt. Er hat Polnisch-Kurse an der Volkshochschule belegt und engagiert sich in deutsch-polnischen Vereinen, denn die Verständigung zwischen den beiden Ländern ist ihm wichtig.

Herr Otto ist keine Ausnahme hier, es gibt mehr Zuzüge als Fortzüge in der Altersgruppe der über 60-Jährigen. Während die Jugend dorthin geht, wo es mehr Arbeit gibt, kommen Kulturinteressierte Rentner aus ganz Deutschland in die pittoreske Stadt, um hier zu günstigen Mieten in schönen Altbauten zu leben. Ein Projekt der Technischen Universität hat in einer Studie zur Lebensqualität Menschen in Gründerzeitgebäuden eine Woche „Probe-Wohnen“ lassen. Aus der Umgebung von Görlitz, auch aus Polen und aus ganz Deutschland kamen Bewerbungen, einige der Tester sollen tatsächlich nach Görlitz umgesiedelt sein, darunter auch zwei Familien.

Darüber wollen wir morgen mehr herausfinden, auch wie es ist, als Jugendlicher hier zu leben, wie der Zuzug der Rentner hier aufgenommen wird. Ob die eher an Aquarellmalen interessiert sind oder sich auch politisch einmischen und engagieren. Herr Otto zum Beispiel demonstriert gegen die NPD. Aber jetzt wird es kalt auf dem Postplatz und die anderen sind schon auf dem Campingplatz und kochen. Hoffentlich regnet es nicht so viel in der letzten Nacht, sonst hat die Wahlfahrt-Crew keine trockenen Klamotten mehr.

 

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