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“Ich bin Protestwählerin, ich geh die Linken wählen”

17.08.2009 16:48, Ulrike Linzer

Halle_Bruchhaus

HALLE. Susanne ist 1995 von München nach Halle gezogen. Die 45-Jährige wohnt im Glauchaviertel, einem Gründerzeitstadtteil von Halle, in dem 30 Prozent der Häuser leer stehen und verfallen. Sie erzählt von den Problemen in ihrer Straße und warum sie mit der Politik der Großen Koalition nicht zufrieden ist.

Ich bin ein paar Jahre nach der Wende von München nach Halle gezogen, wegen eines Jobs in der Gastronomie. Heute bin ich selbstständig und arbeite von zuhause am Telefon. Seit zehn Jahren wohne ich im Glaucha-Viertel, einem Stadtteil von Halle, in dem die Mieten relativ günstig sind. Das liegt daran, dass die Häuser ziemlich verfallen sind, die Altbauten stehen zu 30 Prozent leer, und die Besitzer haben kein Geld die Häuser instand zu setzen. Viele sind auch denkmalgeschützt.

Es ist ein sehr gemischtes Viertel. Hier wohnen Familien und Studenten, aber auch Prostituierte und Zuhälterpack. Gegenüber von mir ist ein Haus, in dem vor allem Schwarzafrikaner leben, die haben auch einen Treffpunkt zum Billardspielen und Biertrinken eingerichtet. Da ist immer viel los, aber die sind sehr freundlich.

Halle_Bruchhaus2_600x400Ich will hier im Viertel bleiben, aber aus meinem Haus möchte ich so schnell wie möglich raus. Wir haben nicht immer warmes Wasser und der Besitzer kümmert sich nicht darum, es instand zu halten. Sehen Sie die Risse im Treppenhaus? In jeder Etage wird es schlimmer. Und an der Tür zum Innenhof hat die Stadt Halle Schilder angebracht, auf denen `Achtung Lebensgefahr´ steht. Das Nachbarhaus ist nämlich einsturzgefährdet. Da hat sich seit zehn Jahren keiner mehr drum gekümmert. Schauen Sie, hier ist schon eine Mauer eingestürzt, und die Balkone da oben sehen ziemlich wackelig aus. Und da sind überall Tauben im Haus, hören Sie mal das Gurren. Pfui Deibel. Das ist doch kein Zustand. Aber die Stadt macht ja hier nichts, die ist doch selber pleite.

Mit der Politik unserer Bundesregierung bin ich nicht zufrieden, die machen doch nichts für uns. Angie ist gut, aber die ist in der falschen Partei. Die SPD kann man auch nicht wählen, die haben doch keine Visionen. Ich bin Protestwählerin, ich gehe die Linken wählen.

Protokoll: Ulrike Linzer, Fotos: Sylvie Gagelmann

 

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